Der Begriff klingt dramatisch – und das ist er in gewisser Weise auch. Eine „ausgebrannte“ Thyreoiditis bezeichnet das Endstadium einer chronischen Schilddrüsenentzündung, bei der das Schilddrüsengewebe nahezu vollständig zerstört ist. In den allermeisten Fällen handelt es sich dabei um das Spätstadium einer Hashimoto-Thyreoiditis.
Was passiert dabei genau?
Bei der Hashimoto-Thyreoiditis greift das Immunsystem das eigene Schilddrüsengewebe an. Das führt über Monate bis Jahre zu einer schrittweisen Zerstörung der Schilddrüsenzellen. Irgendwann ist so wenig funktionierendes Gewebe übrig, dass die Schilddrüse kaum oder keine Hormone mehr produzieren kann – sie ist sozusagen „ausgebrannt“.
🧪 Typische Laborwerte
Laborwert | Befund | Was das bedeutet |
---|---|---|
TSH | ↑ erhöht (z. B. >10 mU/l) | Die Hypophyse versucht, die Schilddrüse zur Hormonproduktion zu stimulieren |
fT4 | ↓ erniedrigt oder niedrig normal | Es fehlt an Schilddrüsenhormon. |
fT3 | ↓ oder niedrig normal | Häufig ebenfalls erniedrigt – manchmal schafft es der Körper noch den Spiegel aufrecht zu erhalten. |
TPO-AK | ↑ stark erhöht | Antikörper gegen Schilddrüsengewebe |
TG-AK | oft ↑ | Kann ein Hinweis auf Hashimoto sein, falls die TPO-AK niht erhöht sind. |
Im Ultraschall zeigt sich die Schilddrüse oft verkleinert, echoarm und inhomogen – oder sie ist kaum noch sichtbar. In der Fachsprache nennt man das ein atrophisches Organ.
Beispiel aus der Praxis – so könnte ein Arztbrief aussehen:
Diagnose:
Ausgebrannte Hashimoto-Thyreoiditis mit manifester Hypothyreose.Befunde:
Die Schilddrüse ist im Ultraschall stark verkleinert (Gesamtvolumen ca. 3 ml), echoarm und inhomogen.
TPO-Antikörper sind deutlich erhöht (>1000 IU/ml), TSH ist mit 12,3 mU/l pathologisch erhöht.
fT4 und fT3 im unteren Referenzbereich.Therapie:
Beginn einer Substitutionstherapie mit L-Thyroxin 50 µg täglich. Dosisanpassung nach Laborverlauf.Empfehlung:
Langfristige endokrinologische Betreuung, regelmäßige Kontrolle der Schilddrüsenwerte.
Und was bedeutet das für Betroffene?
- Die Schilddrüse erholt sich nicht mehr – das geschädigte Gewebe regeneriert sich nicht.
- Betroffene brauchen lebenslang Schilddrüsenhormone (meist L-Thyroxin).
- Die richtige Dosis muss individuell angepasst werden – nicht zu wenig, nicht zu viel.
- Es ist sehr gut möglich, auch mit dieser Diagnose ein vollkommen normales Leben zu führen – vorausgesetzt, es handelt sich um einen leichteren Krankheitsverlauf und die Therapie ist gut eingestellt.
Fazit
Die Diagnose „ausgebrannte Hashimoto-Thyreoiditis“ ist kein Grund zur Panik, aber sie erfordert konsequente Therapie und Kontrolle. Wichtig ist, die Symptome ernst zu nehmen, Laborwerte regelmäßig zu überprüfen und die L-Thyroxin-Dosis nicht „nach Gefühl“, sondern nach Laborbefund anzupassen.