Hashimoto-Thyreoiditis: Was ist das?

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1. Was versteht man unter einer Hashimoto-Thyreoiditis? 

Dieser auf den ersten Blick außergewöhnliche Name ist die Bezeichnung für eine besondere Form der Schilddrüsenentzündung. „Hashimoto“ verweist auf den Arzt der diese Erkrankung entdeckt hat. Das war der Japaner Hakaru Hashimoto. „Thyreoiditis“ leitet sich zum einen ab von dem medizinischen Ausdruck für Schilddrüse „Thyreoidea“ und zum anderen von der medizinischen Endung für eine Entzündung „-itis“.

2. Was ist eine Autoimmunthyreoiditis?

Das ist nur eine andere Bezeichnung für eine Hashimoto-Thyreoiditis. Genauso wie lymphozytäre Thyreoiditis, Struma lymphomatosa, Morbus Hashimoto oder Ord-Thyreoiditis.

3. Was passiert bei einer Hashimoto-Thyreoiditis? Wie kommt es zu einer Schilddrüsenentzündung?

Bei der Hashimoto-Thyreoiditis greift das Immunsystem fälschlicherweise die eigene Schilddrüse an. Es irrt sich gewissermaßen. Dieser Fehler des Immunsystems hat für die Erkrankten unangenehme Auswirkungen. Denn er bedeutet, dass sich die Schilddrüse entzündet. Dadurch wird die Schilddrüse dann ganz allmählich zerstört.

Das passiert nicht von heute auf morgen. Irgendwann ist die Schilddrüse durch die anhaltende Entzündung aber nicht mehr fähig ihre Aufgabe – die Produktion der Schilddrüsenhormone fT3 und fT4 – zu erfüllen. Sie kann nicht mehr genug oder sogar überhaupt keine Schilddrüsenhormone mehr herstellen. Dadurch kommt es zu einem Mangel an Schilddrüsenhormonen. Ärzte bezeichnen diesen Zustand auch als Schilddrüsenunterfunktion oder Hypothyreose. “hypo” bedeutet zu wenig und “thyreose” leitet sich wieder von dem Wort “thyroidea” für Schilddrüse ab.

4. Woran merkt man, dass man eine Hashimoto-Thyreoiditis hat? 

Man muss von einer Hashimoto-Thyreoiditis nicht unbedingt etwas merken. Gerade am Anfang fühlt man sich oft noch nicht krank. Das klingt erst einmal gut. Aber es führt dazu, dass die Hashimoto-Thyreoiditis auch nicht frühzeitig festgestellt wird. Die Betroffenen haben ja keinen Grund zu einem Arzt zu gehen und sich von ihm untersuchen zu lassen.

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Erst wenn es im weiteren Verlauf der Hashimoto-Thyreoiditis zu einer Schilddrüsenunterfunktion kommt, treten immer mehr Beschwerden auf.

5. Welche Symptome verursacht eine Schilddrüsenunterfunktion?

Wenn man an einem solchen Schilddrüsenhormonmangel leidet, ist man ständig müde und erschöpft. Alles kann einem weh tun – so ähnlich wie bei einer Erkältung. Häufig kommt es auch zu Bauchschmerzen, Verstopfung und einer Gewichtszunahme obwohl man gar nicht mehr isst als früher. Die Haut kann unangenehm trocken sein und die Haare sehr strohig.

Am schlimmsten finden viele Hashimoto-Thyreoiditis-Erkrankte aber, wenn sie seelisch nicht mehr ausgeglichen sind. Es kann beispielsweise zu innerer Unruhe und Schlafstörungen kommen. Häufig sind auch Antriebslosigkeit und Mutlosigkeit. Wenn die Schilddrüsenunterfunktion längere Zeit besteht können sogar ein Burnout oder eine Depression auftreten.

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6. Welcher Arzt bei Hashimoto-Thyreoiditis? Gibt es spezielle Schilddrüsenärzte?

Als erstes sollte man zu seinem Hausarzt gehen, wenn man das Gefühl hat, dass etwas nicht stimmt und man selbst vielleicht schon vermutet, dass es an der Schilddrüse liegen könnte. Dieser kann einen dann zu einem sogenannten Endokrinologen, einem Facharzt für Hormone, überweisen. Oft kennen sich auch Nuklearmediziner oder Radiologen gut mit Schilddrüsenerkrankungen aus. Diese heißen so, weil sie besondere Untersuchungsverfahren einsetzen für die bestimmte Stoffe, sogenannte Radionuklide, verwendet werden. Aber keine Angst – das klingt gefährlicher als es ist!

7. Wie wird eine Hashimoto-Thyreoiditis festgestellt?

Meistens nimmt einem schon der Hausarzt Blut ab und lässt es in einem Labor untersuchen. Wichtig für alle Schilddrüsenpatienten sind die Schilddrüsenhormone (TSH, fT3 und fT4). Daran kann der Arzt erkennen, ob eine Schilddrüsenunterfunktion besteht. Wenn das so wäre, wäre das TSH erhöht und/oder das fT3 und/oder das fT4 erniedrigt.

Eine besondere Untersuchung bei dem Verdacht auf Hashimoto-Thyreoiditis ist die Bestimmung der Autoantikörper (TPO-AK, TG-AG) die sich gegen die Schilddrüse richten. Menschen mit einer gesunden Schilddrüse haben nur ganz wenige oder überhaupt keine dieser Schilddrüsenautoantikörper.

Dann ist wichtig, dass auch noch eine Schilddrüsensonografie gemacht wird. Das ist die schmerzlose Untersuchung der Schilddrüse mit einem Ultraschallgerät. Viele Hausärzte, insbesondere Internisten, können das selbst machen. Dann braucht man vielleicht gar nicht noch zu einem Facharzt gehen. Wenn man eine Hashimoto-Thyreoiditis hat sind Teile der Schilddrüse oft nicht gut zu erkennen und erscheinen dunkel. Das liegt daran, dass entzündetes Schilddrüsengewebe die einfallenden Ultraschallstrahlen nicht gut reflektieren kann.

Bei einer Hashimoto-Thyreoiditis sind die Untersuchung der Schilddrüsenwerte (Schilddrüsenhormone, Schilddrüsenautoantikörper) im Blut und die Untersuchung der Schilddrüse mit einem Ultraschallgerät (Schilddrüsensonografie) normalerweise ausreichend. Es gibt aber auch noch weitere Untersuchungsmethoden.

Tipp: Alle hier erwähnten Fachbegriffe werden auch noch einmal im Schilddrüsenlexikon erklärt.

8. Welcher Schilddrüsenwert ist normal? 

Wenn von “dem Schilddrüsenwert” gesprochen wird, ist meistens das TSH gemeint. Normal bedeutet erst einmal nur im Referenzbereich. Das heißt zwischen 0,3 und 2,5 mU/l. Bei Hashimoto-Thyreoiditis wird oft ein TSH-Wert im niedrig normalen Bereich angestrebt, d.h. 0,5 bis 1,0 mU/I.

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9. Ist die Hashimoto-Thyreoiditis heilbar? Wie wird die Hashimoto-Thyreoiditis behandelt?

Leider kann die Hashimoto-Thyreoiditis im Moment noch nicht geheilt werden. Manchmal kommt die Hashimoto-Thyreoiditis aber ganz früh von allein wieder zum Stillstand, also noch bevor die Schilddrüse durch die Entzündung so stark geschädigt ist, dass die Schilddrüsenhormonproduktion darunter leidet.

Wenn nicht, dann muss der bei einer Schilddrüsenunterfunktion bestehende Mangel an Schilddrüsenhormonen mit einem Medikament wieder ausgeglichen werden. Das ist an sich nicht schlimm, weil diese Medikamente nur die Schilddrüsenhormone enthalten die eine gesunde Schilddrüse sonst selbst herstellen würde. Diese Schilddrüsenhormonpräparate sind also gut verträglich und es sind bei richtiger Dosierung keine Nebenwirkungen zu erwarten.

10. Welche Schilddrüsenmedikamente gibt es?

Am häufigsten werden sogenannte Monopräparate verordnet deren Hauptwirkstoff das Schilddrüsenhormon fT4 ist. Es gibt aber auch Kombinationspräparate die beide Schilddrüsenhormone fT4 und fT3 als Wirkstoffe enthalten. Ergänzend zu einem T4-Monopräparat kann man auch noch ein T3-Monopräparat einnehmen. Die Kombination von fT4 und Jod in einem Medikament gibt es auch noch. Sie sollte bei einer Hashimoto-Thyreoiditis aber nicht eingenommen werden.

Darüber hinaus sind auch noch Schilddrüsenhormonmedikamente erhältlich die getrockneten Schweineschilddrüsenextrakt enthalten. Einige Hashimoto-Thyreoiditis-Erkrankte fühlen sich damit deutlich besser. Die Mehrheit der Ärzte sieht diese Präparate jedoch kritisch und auch die Krankenkassen übernehmen die Kosten dafür meist nicht.

Alle Schilddrüsenhormonpräparate gibt es in den unterschiedlichsten Dosierungen und oft auch in verschiedenen Darreichungsformen (Tabletten, Kapseln, Gelkapseln, Tropfen).

11. Worauf muss man bei der Einnahme von Schilddrüsenhormonen achten?

Wichtig ist, dass die Medikamente einschleichend dosiert werden. Das heißt, es wird mit einer geringen Menge begonnen und diese Dosis dann ganz allmählich über mehrere Wochen/Monate hinweg gesteigert.

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Reine T4-Präparate werden meist morgens, mindestens 20 Minuten vor dem Frühstück eingenommen. Alternativ kann man sie aber auch direkt vor dem Schlafengehen einnehmen, wenn das Abendessen mindestens zwei Stunden zurückliegt.

Bei der Einnahme von zusätzlichem T3 ist es oft besser die tägliche Dosis aufzuteilen und beispielsweise die eine Hälfte morgens und die andere Hälfte abends einzunehmen.

12. Welche Nebenwirkungen hat L-Thyroxin?

Bei richtiger Dosierung überhaupt keine. Bei zu geringer Dosierung bleiben Unterfunktionssymptome wie beispielsweise Müdigkeit, Verstopfung und Frieren bestehen. Bei zu hoher Dosierung treten Überfunktionssymptome wie zum Beispiel Nervosität, Durchfall und Schwitzen auf.

13. Wofür ist Selen bei einer Hashimoto-Thyreoiditis gut?

Vor zwanzig Jahren gab es eine ganze Reihe von wissenschaftlichen Untersuchungen bei denen man herausgefunden hat, dass die Einnahme von 200 µg Selen die Autoantikörper bei der Hashimoto-Thyreoiditis senken kann. Das funktioniert aber leider nicht bei allen Erkrankten. Vielen Hashimoto-Thyreoiditis-Erkrankte sagen auch, dass es ihnen insgesamt besser geht, wenn sie regelmäßig für einige Wochen Selen einnehmen. Als Dauermedikation ist Selen in hohen Dosierungen umstritten.

14. Was sind die Ursachen für die Hashimoto-Thyreoiditis? 

So ganz genau weiß man das noch nicht. Man hat aber festgestellt, dass es so etwas wie eine erbliche Veranlagung für die Hashimoto-Thyreoiditis gibt. Aber nur, weil man diese hat bedeutet das noch nicht, dass die Hashimoto-Thyreoiditis auch zwangsläufig irgendwann bei einem ausbrechen muss.

Damit es tatsächlich zu einer Hashimoto-Thyreoiditis kommt, müssen noch Auslöser wie sehr viel Jod in der Ernährung hinzukommen. Das verwundert viele Hashimoto-Thyreoiditis-Erkrankte, weil es doch immer heißt, dass Jod für eine gesunde Schilddrüse sehr wichtig ist. Das stimmt auch, aber es darf eben auch nicht zu viel sein. Dann kehrt sich der gesundheitliche Nutzen in ein Erkrankungsrisiko um.

Neben dem Jod vermutet man noch eine ganze Reihe weiterer möglicher Auslöser für eine Hashimoto-Thyreoiditis. Dazu zählen Zahnfüllungen aus Amalgam, Gluten in der Ernährung, lang anhaltende Infektionen oder auch sehr viel Stress. Wirklich bewiesen sind diese Zusammenhänge aber nicht.

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15. Ist die Hashimoto-Thyreoiditis vererbbar?

Nein, direkt vererbt wird die Hashimoto-Thyreoiditis nicht. Aber die erbliche Veranlagung für die Hashimoto-Thyreoiditis wird unter Umständen weitergegeben.

16. Wer ist von einer Hashimoto-Thyreoiditis betroffen?

Es erkranken 10 mal mehr Frauen als Männer an einer Hashimoto-Thyreoiditis. Als Grund dafür werden hormonelle Einflüsse angenommen. Auffällig ist, dass die Hashimoto-Thyreoiditis oft in Zeiten hormoneller Umstellung (Pubertät, Schwangerschaft, Wechseljahre) ausbricht.

Was das Lebensalter betrifft, so tritt die Hashimoto-Thyreoiditis in allen Altersgruppen auf. Seit einigen Jahren beobachtet man, dass die Erstdiagnose immer früher gestellt wird.

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17. Wie ist die Lebenserwartung bei Hashimoto-Thyreoiditis?

Ganz normal. Die Lebenserwartung wird durch eine Hashimoto-Thyreoiditis nicht eingeschränkt.

18. Welche Rolle spielt die Ernährung bei Hashimoto-Thyreoiditis/Schilddrüsenunterfunktion?

Lebensmittel-Tabelle für Hashimoto-ErkrankteDas ist ein spannendes Thema über das seit einigen Jahren viel diskutiert wird. Die Forschung dazu steckt aber noch in den Kinderschuhen und bislang wird deshalb eine ganz normale, ausgewogene Mischkost bei Hashimoto-Thyreoiditis empfohlen. Es ist unklar, ob die Ernährung tatsächlich einen Einfluss auf Krankheitsentstehung und Krankheitsverlauf hat.

Tipp: Erste konkrete Hinweise bietet Ihnen die Lebensmittel-Liste ( Was sollte man bei Hashimoto-Thyreoiditis nicht essen?)

19. Gibt es neuere Therapieansätze bei der Hashimoto-Thyreoiditis?

Bahnbrechende Behandlungskonzepte mit denen es möglich wäre die Hashimoto-Thyreoiditis bei allen Betroffenen und in jedem Krankheitsstadium zu heilen gibt es leider nicht. Aber es gibt eine ganze Reihe von Möglichkeiten mit denen es in vielen Fällen gelingt – trotz Schilddrüsenhormontherapie – weiter bestehende Beschwerden zu lindern.

Das können Sie selbst tun – meine Tipps!

          1. Aminosäure L-Tyrosin
          2. Spurenelement Selen
          3. Vitamin D
          4. Jod-bewusste Ernährung
          5. Gewichtszunahme/Übergewicht
          6. Regelmäßige Bewegung
          7. Kleine Auszeiten zum Entspannen
          8. Angstgefühle/Panikattacken
          9. Weitere Tipps und Tricks

20. In den Hashimoto-News ergänzend zu diesen FAQ beantwortete Leserfragen