Leserfrage: Welche Bedeutung hat der TSH-Wert unter der Schilddrüsenhormontherapie?

Das TSH gilt bei der überwiegenden Mehrheit der ÄrztInnen unverändert als der wichtigste Laborwert sowohl im Hinblick auf die Diagnose von Schilddrüsenerkrankungen als auch bezogen auf die Beurteilung der Stoffwechsellage während der Behandlung mit einem Schilddrüsenhormonpräparat.

TSH ist die Abkürzung für Thyreoidea Stimulating Hormon. Das TSH regt die Schilddrüse zur Bildung der Schilddrüsenhormone T3 und T4 an. Ein niedriges TSH ist ein Hinweis auf eine Überfunktion der Schilddrüse. Ein hohes TSH kann auf eine Schilddrüsenunterfunktion hindeuten.

Streit um den Normbereich für das TSH

Nur ganz vereinzelt gibt es Studien (1,2), welche die Aussagekraft des TSH-Wertes in Zweifel ziehen. Teilweise bezieht sich die Kritik auf den TSH-Normbereich. So hat man beispielsweise schon vor über 10 Jahren herausgefunden, dass die Normwerte für Schilddrüsenhormone individuell unterschiedlich sind.

Im Rahmen einer 2002 durchgeführten dänischen Studie (3) wurden bei schilddrüsengesunden Männern über einen Zeitraum von einem Jahr einmal monatlich die Schilddrüsenwerte bestimmt. Dabei zeigte sich, dass die jeweils gemessenen Werte nur sehr gering voneinander abwichen. Daraus folgerten die Wissenschaftler, dass der individuelle Wohlfühlbereich eines Menschen sehr viel enger gefasst ist als der allgemeingültige TSH-Normbereich.

Außerdem haben weitere Untersuchungen wie beispielsweise die in England durchgeführte WICKHAM-Studie (4) bestätigt, dass 95 % der schilddrüsengesunden Menschen ein TSH unterhalb einer Grenze von 2,5 mU/l hat. Dies sehen die Forscher als sehr deutlichen Hinweis darauf, dass die bisher gültigen TSH-Normbereiche zu weit gefasst sind.

Quellen:

  1. M. Alevizaki, E. Mantzou, A. T. Cimponeriu, C. C. Alevizaki, D. A. Koutras: „TSH may not be a good marker for adequate thyroid hormone replacementtherapy“, Wien Klin Wochenschr 2005, 18(117): 636 – 640.
  2. R. Hoermann, J. E. Midgley, R. Larisch, J. W. Dietrich: „Is pituitary TSH an adequate measure of thyroid hormone-controlled homoeostasis during thyroxine treatment?”, Eur J Endoc 2013, 168(2): 271 – 280.
  3. S. Andersen, K. M. Pedersen, N. H. Bruun, P. Laurberg: „Narrow Individual Variations in Serum T4 and T3 in Normal Subjects: A Clue to the Understanding of Subclinical Thyroid Disease“, J Clin Endoc a Metab 2002, 87(3): 1068 – 1072.
  4. M. Vanderpump, W. Tunbridg, J. M. French, D. Appleton: „The incidence of thyroid disorders in the community: a twenty-year follow-up of the Whickham Survey“, Clin Endoc Oxf 1995, 43(1): 55 – 68.