Bei annähernd jedem vierten Hashimoto-Thyreoiditis-Erkranktem treten weitere Autoimmunerkrankungen auf. Mit dem Diabetes Typ I, der perniziösen Anämie, dem Sjögren-Syndrom und dem Morbus Addison stelle ich einige davon nachfolgend vor.
Diabetes Typ I
Bei dieser Form der Zuckerkrankheit die zumeist bereits im Kindes- und Jugendalter beginnt sind Autoantikörper nachweisbar welche sich negativ auf die körpereigene Insulinproduktion der Bauchspeicheldrüse auswirken und diese vollständig zum Erliegen bringen. Beim Typ-1-Diabetes handelt es sich also ebenfalls um eine Autoimmunerkrankung. Mögliche Krankheitssymptome sind Gewichtsabnahme, verstärkter Durst und ungewohnt häufiges Wasserlassen. Die Erkrankung kann bislang nicht ursächlich behandelt werden, sondern die Therapie besteht im Ersatz des Hormons Insulin in Form von Insulinpräparaten. Typ-1-DiabetikerInnen haben ein deutlich erhöhtes Risiko an einer Hashimoto-Thyreoiditis zu erkranken.
Perniziöse Anämie
Bei der gelegentlich mit der Hashimoto-Thyreoiditis auftretenden Perniziösen Anämie (Autoimmungastritis) handelt es sich um eine autoimmun bedingte, chronische Entzündung der Magenschleimhaut bei der sich die Autoantikörper gegen die Magenschleimhautzellen richten. Mögliche Krankheitssymptome sind Magen- und Darmbeschwerden (Übelkeit, Völlegefühl, Durchfälle), eine gerötete Zunge, teilweise Zungenbrennen, Missempfindungen der Haut sowie eine Blutarmut durch Vitamin B12-Mangel, die mit weiteren Krankheitssymptomen wie Blässe, Schwäche und Schwindel einhergehen kann. Bei der Perniziösen Anämie muss lebenslang Vitamin B12 zugeführt werden.
Sjögren-Syndrom
Das Sjögren-Syndrom kommt ebenfalls zuweilen gemeinsam mit der Hashimoto-Thyreoiditis vor. Beim Sjögren-Syndrom handelt es sich um eine Autoimmunerkrankung, bei der die Abwehrzellen des Immunsystems die Speichel- und Tränendrüsen angreifen. Die Krankheit ist nach dem schwedischen Augenarzt Henrik Sjögren (1899 – 1986) benannt, der sie 1933 als erster beschrieb. Das Sjögren-Syndrom führt insbesondere zu trockenen Augen und Mundtrockenheit. Darüber hinaus kann es zu trockenen Nasenschleimhäuten und geschwollene Ohrspeicheldrüsen kommen. Neben der medikamentösen Therapie können eine sorgfältige Mundhygiene, ausreichende Flüssigkeitszufuhr und speichelanregende Maßnahmen (saure Speisen, Kaugummi) sowie das Tragen einer Sonnenbrille und Augenspülungen die Symptome etwas lindern.
Morbus Addison
Das gleichzeitige Auftreten von Hashimoto-Thyreoiditis und Morbus Addison wird auch als Schmidt-Syndrom (polyendokrines Autoimmun-Syndrom, autoimmune polyglanduläre Insuffizienz) bezeichnet. Benannt ist dieses Krankheitsbild nach dem deutschen Pathologen Martin B. Schmidt (1863 – 1949), der es 1926 als erster beschrieb. Unter Morbus Addison (primäre Nebennierenrindeninsuffizienz) versteht man eine Erkrankung der beiden Nebennieren, die wie Polkappen auf den Nieren liegen.
Die Nebennieren sind kleine Hormondrüsen die aus dem Nebennierenmark und der Nebennierenrinde bestehen. Im inneren Nebennierenmark werden die Hormone Adrenalin und Noradrenalin hergestellt. In der äußeren Nebennierenrinde werden die Hormone Cortisol und Aldosteron produziert. Das Cortisol ist u.a. wichtig für die Kohlehydrat-Verwertung (Zuckerstoffwechsel) und den Fettstoffwechsel. Die Regulation des Wasser- und Elektrolyt-Haushaltes (Kalium, Natrium) erfolgt mit Hilfe des Aldosterons.
Benannt ist der Morbus Addison nach dem englischen Mediziner Thomas Addison (1793 – 1860), der diese Krankheit 1855 erstmals beschrieb. Treten der Morbus Addison und die Hashimoto-Thyreoiditis als Kombination auf, wird der Morbus Addison in der Regel ebenfalls durch einen Autoimmunprozess verursacht. Im Krankheitsverlauf kommt es durch die Zerstörung der Nebennierenrinde zu einem Mangel der von ihr normalerweise produzierten Hormone Cortisol und Aldosteron. Das führt zu Krankheitssymptomen wie Appetitlosigkeit, Übelkeit, Erbrechen, Gewichtsverlust sowie Schwäche, Infektanfälligkeit und abnehmender Leistungsfähigkeit. Behandelt wird der Morbus Addison mit dem lebenslangen, medikamentösen Ersatz der fehlenden Hormone.